SOURCE
Adelheid Rumetshofer | solo
Elektrohalle Rhomberg, Salzburg
30. November 2024 – 18. Januar 2025
Als Initial einer neuen malerischen Auseinandersetzung galt der Linzer Künstlerin bereits vor vielen Jahren ein unaufgeregter Blick vom Ufer in das klare Wasser eines stillen Sees. Dort, wo die reflektierende Oberfläche zugleich transparent den Blick durch diese hindurch und auf den Grund gab, verschwammen Nah– und Fernsicht. Den visuell erfassten Raum vor ihr verstand Adelheid Rumetshofer nun als Ansammlung und Überlagerung verschiedener transparenter, intransparenter, lichtreflexiver und lichtarmer Ebenen. Diese griffen ineinander, bedingten und bedeckten sich zugleich, sodass ein Erfassen des Raums als Vorgang von Schichtungen verstanden werden konnte. Dem ähnlich, Schicht auf Schicht, trägt die Künstlerin in der Ausstellung Source ihre Ölfarben bedacht auf eine dunkel grundierte Leinwand auf. Es folgen dezenteste farbliche Abstufungen und sich stetig fortsetzende Überlagerungen, die in ihrer Gesamtheit konzentrierte Gemälde erarbeiten. Trotz aller minimalistischenr Stilisierung und visuellen Ruhe stehen diese niemals still.
Die rostigen, taupe-farbenen und erdigen Braun- sowie Rosétöne der Arbeiten werden von weiteren Gemälden diverser Variationen in Blau begleitet. Verschiedenste Mischverhältnisse und Untermalungen transportieren jeweils individuelle Farbspektren, die sich wie Schleier übereinanderlegen und aus dem Inneren heraus wirken. Das reduzierte und zarte Spiel der Farbschichtungen ist durch Rumetshofers Interesse an den formalen Kriterien und Bedingungen des malerischen Prozesses bedingt. Die Künstlerin geht der Malerei als Malerei auf den Grund und begreift dabei ganz explizit den Prozess von Farbe über Farbe auf Leinwand als zentrales Mittel einer malerischen Raumillusion. Die aus der imaginierten Tiefe des Bildträgers hervortretenden Zentren von Licht oder Dunkel initiieren so die Entgrenzung hin zur Umgebung.
In den Farbfeldvariationen der Künstlerin verlieren und versenken sich die Blicke der Betrachtenden ebenso wie mögliche Prozesse der Abstraktion. Die Arbeiten bezeichnen keine konkreten oder aus der Anschauung abstrahierten Dinge, sondern Vorgänge der Raum- und Formwerdung. Farbe dient Rumetshofer als formaler sowie inhaltlicher Bedeutungsträger, ohne aber je explizit Bedeutung zu konstituieren. Ihre Arbeiten bezeichnen stattdessen ganz generell den illusorischen Grundsatz der Malerei: Das Bild ist eines, das als Fläche in Erscheinung tritt, durch die Gestaltung als Fläche konzipiert wird und dennoch vermag Räumliches zu imaginieren. Diese Fläche, die von der Künstlerin auch malerisch als Fläche behandelt und präsentiert wird, emanzipiert sich und wird abhängig vom Farbauftrag durch malerische Ballungen zu einem träumerischen Hauch von Raum. Durch diese Technik gestaltet Rumetshofer subtile Äußerungen von Räumlichkeit, die in zahlreichen Nuancen, Wandlungen und Wendungen eine reine gegenstandslose Anschauung bezwecken und ihre Bedeutungen einzig assoziativ entstehen lassen.
Ohne den Versuch einer konkreten Bezugnahme auf die erfassbare Wirklichkeit oder den Wunsch nach persönlicher, emotionaler Äußerung, erfasst Adelheid Rumetshofer die Bildhaftigkeit ihrer Gemälde durch den sensiblen Umgang mit Farbe. Ohne eine mimetische Referenz und ohne den Verweis auf externe Bedeutungen gilt ihr einzig das, was in der intuitiven Betrachtung der Besuchenden liegt. So entfalten die Arbeiten ihren Ausdruck vor allem in dem poetischen Anspruch, durch Diffusionen und Überlagerungen – fast hypnotisch – Nähe, Entrückung und Intimität herzustellen.
Niklas Koschel für
ELEKTROHALLE RHOMBERG